Wie bastelt man eine Mouse-Falle? (Making of Mouse-Falle)
Hier einige Informationen zur Entstehung der Mouse-Falle,
mit der ich den 1. Preis des c't Wettbewerbs 'creativ 07'
gewonnen habe. Kurze Auszüge aus dieser Beschreibung sind in der c't, Heft 20, 2007 erschienen.
Mouse-Falle ansehen bei Vimeo
Die Suche nach einer Idee steht am Anfang. Ich schreibe Stichwörter, Ideenbröckchen, Erlebnisse und Querverbindungen auf. Die Themenvorgabe hilft, die Suche zu fokussieren: Was sind typische Handlungen am Computer, was kann passieren, was fühle ich dabei? Plötzlich fügen sich die Bröckchen zu etwas Neuem, Überraschenden zusammen: Was passiert, wenn die Maus ein Eigenleben entwickelt?
Die vorgebenen 30 Sekunden sind sehr kurz, reichen gerade mal für einen Sketch. Ein paar Sekunden länger waren nach Rückfrage bei der c’t zum Glück erlaubt, trotzdem muss alles auf eine einzige Aussage verdichtet werden, die sich mit wenigen Einstellungen erzählen lässt.
Zur Umsetzung der Idee bietet sich eine Kombination aus realen Aufnahmen und Computer-erzeugten Animationen an - genau das mache ich am liebsten (und passt zur c’T Ausschreibung).
Die Filmaufnahmen dauern einige Stunden.
Ich filme die Mausbewegungen aus verschiedenen Perspektiven mit meiner MiniDV-Kamera (Sony PDX 10 P).
Baustrahler im abgedunkelten Raum bringen Kontrast und Lichtakzente ins Bild.
Die Bildschirmszenen erzeuge ich als reine 3D-Animationen (mit Cinema4d, von Maxon). Das macht die Kamerafahrten entlang des Mauszeigers besonders einfach. Um trotzdem nicht nur am Bildschirm kleben zu müssen, modelliere ich den Monitor und im Hintergrund ein Regal mit Ordnern (als Fototexturen). Dank Tiefenunschärfe und kurzen Einstellungen werden dem Zuschauer die simplen Modelle (hoffentlich) nicht auffallen.
Film im Film: Um den Filmtitel zeitsparend anzeigen zu können, bette ich ihn spaßeshalber einfach in die Handlung ein: Im Film wird gezeigt, wie der Film gestartet wird. (Eine etwas ausgefuchstere 'Selbstreferenz' findet sich übrigens auch in meinem Text-O-Mat)
Betriebssystemunabhängigkeit ist bekanntlich eine feine Sache, also bastele ich mir eine eigene Benutzeroberfläche und male auch ein paar Icons, um die Filmhandlung zu unterstreichen – ganz im Sinne eines Hollywood-Betriebssystems.
3D-Compositing dient zur Erzeugung der Schlussszene. Eine reale Aufnahme des Zimmers wird mit computergenerierten Bildern des Mauszeigers und des Bildschirms überlagert. Da sich nichts bewegt (einen drehenden Bürostuhl habe ich mir aus Aufwandsgründen erspart) reicht ein Foto des Zimmers. Die hohe Fotoauflösung kann ich hinterher für die Kamerafahrt gut gebrauchen. Für einen Teil der realen Szene erstelle ich 3D-Modelle, die mit dem Foto als Texturen versehen werden ('Camera mapping'). Diese sind die Grundlage für Schattenwürfe und Verdeckungen und ermöglichen eine Kamerafahrt durch die Szene (an Stelle eines einfachen Zooms aus dem Bildschirm heraus). Auch hier erpare ich mir aus Zeitgründen 100%ig genau zu arbeiten.
Wie lacht ein Mauszeiger? Das Modell das Mauszeigers ist schnell erstellt, für die Bewegungen statte ich ihn mit einem einfachen 'Knochengerüst' (Bones) aus – eine Standardtechnik bei der Charakteranimation. Für ein paar Euros kaufe ich mir hysterisches Gelächter (bei www.sonomic.com) und lasse es schneller abspielen. Die Mauszeigerbewegungen erstelle ich auf Basis der Tonspur: Lachen = Kopf in den Nacken werfen und mit den Händen auf die Schenkel bzw. Armlehne klopfen.
Die Farben und der 'Look' sind mir wichtig für die Atmosphäre und um den Gegensatz zwischen realer Welt und Computerwelt zu betonen. Letztere stellte ich farbig und heiter dar (Strand, Meer, Himmel), erstere düster (Schlaglichter und dunkle Schatten, Nachbearbeitung der Farben und Kontraste mit Magic Bullet Movie Looks).
Beim Schnitt (mit Vegas 7.0) kämpfe ich um jede Sekunde, muss einige Einstellungen opfern, die ich schön und wichtig finde - im Nachhinein fehlen sie wahrscheinlich niemandem. Mit zunächst langsamen, dann schnelleren Schnitten versuche ich das Tempo zu steigern bis zur 'Auflösung' in der Schlussszene.
Die Musik ist eine Art 'Mickey Mousing', d.h. die Bewegungen der Hand und des Mauszeiger untermale ich frei durch sparsame Töne von Cello bzw. Querflöte and lasse sie ‚miteinander sprechen’. (Ich habe dem Computerthema bewusst eine eher ‚klassische’ Musik entgegen gesetzt – auch wenn die Instrumente leider doch nur aus dem Keyboard kommen.) (Mehr Information unter Filmmusik)
Kritik nutzen ist vielleicht der schwierigste Teil. Ich denke, ich bin fertig und alles ist perfekt. Doch die beiden Testzuschauer (danke, Heike und Michael!) haben plötzlich ganz viele, ganz andere Ideen - oder verstehen einiges einfach nicht. Ich raffe mich auf und überarbeite den Film. Jetzt erst entsteht z.B. die Idee, das 'Switch User' Icon einzubauen.
Mouse-Falle ansehen bei Vimeo
Die Suche nach einer Idee steht am Anfang. Ich schreibe Stichwörter, Ideenbröckchen, Erlebnisse und Querverbindungen auf. Die Themenvorgabe hilft, die Suche zu fokussieren: Was sind typische Handlungen am Computer, was kann passieren, was fühle ich dabei? Plötzlich fügen sich die Bröckchen zu etwas Neuem, Überraschenden zusammen: Was passiert, wenn die Maus ein Eigenleben entwickelt?
Die vorgebenen 30 Sekunden sind sehr kurz, reichen gerade mal für einen Sketch. Ein paar Sekunden länger waren nach Rückfrage bei der c’t zum Glück erlaubt, trotzdem muss alles auf eine einzige Aussage verdichtet werden, die sich mit wenigen Einstellungen erzählen lässt.
Zur Umsetzung der Idee bietet sich eine Kombination aus realen Aufnahmen und Computer-erzeugten Animationen an - genau das mache ich am liebsten (und passt zur c’T Ausschreibung).
Die Bildschirmszenen erzeuge ich als reine 3D-Animationen (mit Cinema4d, von Maxon). Das macht die Kamerafahrten entlang des Mauszeigers besonders einfach. Um trotzdem nicht nur am Bildschirm kleben zu müssen, modelliere ich den Monitor und im Hintergrund ein Regal mit Ordnern (als Fototexturen). Dank Tiefenunschärfe und kurzen Einstellungen werden dem Zuschauer die simplen Modelle (hoffentlich) nicht auffallen.
Film im Film: Um den Filmtitel zeitsparend anzeigen zu können, bette ich ihn spaßeshalber einfach in die Handlung ein: Im Film wird gezeigt, wie der Film gestartet wird. (Eine etwas ausgefuchstere 'Selbstreferenz' findet sich übrigens auch in meinem Text-O-Mat)
Betriebssystemunabhängigkeit ist bekanntlich eine feine Sache, also bastele ich mir eine eigene Benutzeroberfläche und male auch ein paar Icons, um die Filmhandlung zu unterstreichen – ganz im Sinne eines Hollywood-Betriebssystems.
3D-Compositing dient zur Erzeugung der Schlussszene. Eine reale Aufnahme des Zimmers wird mit computergenerierten Bildern des Mauszeigers und des Bildschirms überlagert. Da sich nichts bewegt (einen drehenden Bürostuhl habe ich mir aus Aufwandsgründen erspart) reicht ein Foto des Zimmers. Die hohe Fotoauflösung kann ich hinterher für die Kamerafahrt gut gebrauchen. Für einen Teil der realen Szene erstelle ich 3D-Modelle, die mit dem Foto als Texturen versehen werden ('Camera mapping'). Diese sind die Grundlage für Schattenwürfe und Verdeckungen und ermöglichen eine Kamerafahrt durch die Szene (an Stelle eines einfachen Zooms aus dem Bildschirm heraus). Auch hier erpare ich mir aus Zeitgründen 100%ig genau zu arbeiten.
Wie lacht ein Mauszeiger? Das Modell das Mauszeigers ist schnell erstellt, für die Bewegungen statte ich ihn mit einem einfachen 'Knochengerüst' (Bones) aus – eine Standardtechnik bei der Charakteranimation. Für ein paar Euros kaufe ich mir hysterisches Gelächter (bei www.sonomic.com) und lasse es schneller abspielen. Die Mauszeigerbewegungen erstelle ich auf Basis der Tonspur: Lachen = Kopf in den Nacken werfen und mit den Händen auf die Schenkel bzw. Armlehne klopfen.
Die Farben und der 'Look' sind mir wichtig für die Atmosphäre und um den Gegensatz zwischen realer Welt und Computerwelt zu betonen. Letztere stellte ich farbig und heiter dar (Strand, Meer, Himmel), erstere düster (Schlaglichter und dunkle Schatten, Nachbearbeitung der Farben und Kontraste mit Magic Bullet Movie Looks).
Beim Schnitt (mit Vegas 7.0) kämpfe ich um jede Sekunde, muss einige Einstellungen opfern, die ich schön und wichtig finde - im Nachhinein fehlen sie wahrscheinlich niemandem. Mit zunächst langsamen, dann schnelleren Schnitten versuche ich das Tempo zu steigern bis zur 'Auflösung' in der Schlussszene.
Die Musik ist eine Art 'Mickey Mousing', d.h. die Bewegungen der Hand und des Mauszeiger untermale ich frei durch sparsame Töne von Cello bzw. Querflöte and lasse sie ‚miteinander sprechen’. (Ich habe dem Computerthema bewusst eine eher ‚klassische’ Musik entgegen gesetzt – auch wenn die Instrumente leider doch nur aus dem Keyboard kommen.) (Mehr Information unter Filmmusik)
Kritik nutzen ist vielleicht der schwierigste Teil. Ich denke, ich bin fertig und alles ist perfekt. Doch die beiden Testzuschauer (danke, Heike und Michael!) haben plötzlich ganz viele, ganz andere Ideen - oder verstehen einiges einfach nicht. Ich raffe mich auf und überarbeite den Film. Jetzt erst entsteht z.B. die Idee, das 'Switch User' Icon einzubauen.